Introduction

Thursday, November 24, 2011

Filippo Tommaso Marinetti - Die drahtlose Einbildungskraft

"Der Futurismus gründet sich auf die vollständige Erneuerung der menschlichen Sensibilität als Folge der großen Entdeckungen [...] Diejenigen, welche heutzutage Dinge benutzen wie Telephon, Grammophon, Eisenbahn, Fahrrad, Motorrad, Ozeandampfer, Luftschiff, Flugzeug, Kinematograph und große Tageszeitungen, denken nicht daran, daß diese verschiedenen Kommunikations-, Verkehrs- und Informationsformen auch entscheidenden Einfluß auf ihre Psyche ausüben."


Declaration of the Occupation of New York City

Declaration of the
Occupation of New York City


THIS DOCUMENT WAS ACCEPTED BY THE NYC GENERAL ASSEMBLY ON SEPTEMBER 29, 2011
TRANSLATIONS: FRENCHSLOVAKSPANISHGERMANITALIAN


As we gather together in solidarity to express a feeling of mass injustice, we must not lose sight of what brought us together. We write so that all people who feel wronged by the corporate forces of the world can know that we are your allies.


As one people, united, we acknowledge the reality: that the future of the human race requires the cooperation of its members; that our system must protect our rights, and upon corruption of that system, it is up to the individuals to protect their own rights, and those of their neighbors; that a democratic government derives its just power from the people, but corporations do not seek consent to extract wealth from the people and the Earth; and that no true democracy is attainable when the process is determined by economic power. We come to you at a time when corporations, which place profit over people, self-interest over justice, and oppression over equality, run our governments. We have peaceably assembled here, as is our right, to let these facts be known.


They have taken our houses through an illegal foreclosure process, despite not having the original mortgage.They have taken bailouts from taxpayers with impunity, and continue to give Executives exorbitant bonuses.They have perpetuated inequality and discrimination in the workplace based on age, the color of one’s skin, sex, gender identity and sexual orientation.They have poisoned the food supply through negligence, and undermined the farming system through monopolization.They have profited off of the torture, confinement, and cruel treatment of countless animals, and actively hide these practices.They have continuously sought to strip employees of the right to negotiate for better pay and safer working conditions.They have held students hostage with tens of thousands of dollars of debt on education, which is itself a human right.They have consistently outsourced labor and used that outsourcing as leverage to cut workers’ healthcare and pay.They have influenced the courts to achieve the same rights as people, with none of the culpability or responsibility.They have spent millions of dollars on legal teams that look for ways to get them out of contracts in regards to health insurance.They have sold our privacy as a commodity.They have used the military and police force to prevent freedom of the press. They have deliberately declined to recall faulty products endangering lives in pursuit of profit.They determine economic policy, despite the catastrophic failures their policies have produced and continue to produce.They have donated large sums of money to politicians, who are responsible for regulating them.They continue to block alternate forms of energy to keep us dependent on oil.They continue to block generic forms of medicine that could save people’s lives or provide relief in order to protect investments that have already turned a substantial profit.They have purposely covered up oil spills, accidents, faulty bookkeeping, and inactive ingredients in pursuit of profit.They purposefully keep people misinformed and fearful through their control of the media.They have accepted private contracts to murder prisoners even when presented with serious doubts about their guilt.They have perpetuated colonialism at home and abroad. They have participated in the torture and murder of innocent civilians overseas.


They continue to create weapons of mass destruction in order to receive government contracts. *


To the people of the world,


We, the New York City General Assembly occupying Wall Street in Liberty Square, urge you to assert your power.


Exercise your right to peaceably assemble; occupy public space; create a process to address the problems we face, and generate solutions accessible to everyone.


To all communities that take action and form groups in the spirit of direct democracy, we offer support, documentation, and all of the resources at our disposal.


Join us and make your voices heard!


*These grievances are not all-inclusive.


http://www.nycga.net/resources/declaration/

Ein Zürcher Manifest



Thursday, November 17, 2011

Luigi Russolo - L'Arte dei rumori



Auch ist der musikalische Ton in der qualitativen Vielfalt der Klangfarben zu beschränkt. Die kompliziertesten Orchester lassen sich auf vier oder fünf Instrumentenklassen zurückführen, die sich in der Klangfarbe des Tones unterscheiden: Streichinstrumente, Zupfinstrumente, Blechblasinstrumente, Holzblasinstrumente, Schlaginstrumente. So dass sich die moderne Musik mit der vergeblichen Anstrengung, neue klangfarbliche Spielarten zu schaffen, in diesem engen Kreis dreht.
Es ist nötig, aus diesem beschränkten Kreis von reinen Tönen auszubrechen und die unendliche Vielfalt der Geräusch-Töne zu erobern. Jedermann wird übrigens zugeben, dass jeder Ton eine Hülle von bereits bekannten und abgenutzten Empfindungen mit sich trägt, die den Hörer für Langeweile anfällig machen, ungeachtet der Anstrengungen aller Innovatoren unter den Musikern. Wir Futuristen haben die Harmonien der grossen Meister alle tief geliebt und genossen. Beethoven und Wagner haben während vieler Jahre unsere Nerven erschüttert und Herzen bewegt. Heute sind wir ihrer überdrüssig und geniessen es viel mehr, die Geräusche der Tram, der Explosionsmotoren, Wagen und schreienden Menschenmengen in unserer Vorstellung zu kombinieren, als beispielsweise die «Eroica» oder die «Pastorale» wiederzuhören. Wir können diesen riesigen Kraftapparat, den ein modernes Orchester darstellt, nicht anschauen, ohne angesichts seiner armseligen akustischen Ergebnisse die tiefste Enttäuschung zu empfinden. Kennt Ihr ein lächerlicheres Schauspiel als das von zwanzig Männern, die sich hartnäckig bemühen, das Miauen einer Violine zu verdoppeln? All dies wird natürlich die Melomanen zum Schreien bringen und vielleicht die einschläfernde Atmosphäre der Konzertsäle aufrütteln. Treten wir gemeinsam, als Futuristen, in eines dieser Spitäler der blutleeren Töne.

* Luigi Russolo »Intonarumori«

Der futuristische Maler Russolo baut nach «langen und ausdauernden Forschungen im Labor» die Intonarumori genannten mechanischen Apparate zur Erzeugung eines breiten Spektrums modulierter, rhythmischer Geräusche. Sie ähneln Maschinenklängen, die sie aber nicht imitativ reproduzieren, vielmehr soll das Geräusch als «abstraktes Material», von seinen maschinellen Ursprüngen befreit, nun vom Mensch beherrschbar sein, wie Russolo in seinem umfangreichen Manifest zur Geräuschkunst schreibt. Russolo schreibt selbst Stücke für die Intonarumori und entwickelt dazu eine neue, grafische Form der Partitur. Das erste Konzert für 18 Intonarumori, die in acht verschieden Klangtypen aufgeteilt sind, endet 1914 in Mailand mit ein grossen Skandal. Ebenfalls 1914 finden in London 12 Konzerte ein positiveres Echo. Nach dem 1. Weltkrieg werden dann auch Konzerte für Intonarumori zusammen mit einem klassischen Symphonie Orchester aufgeführt.

* Luigi Russolo

* 1885 in Portogruaro, Italien, gestorben 1947 in Cerro di Laveno am Lago Maggiore. Russolo studierte zunächst Musik, wandte sich 1909 aber der Malerei zu und lernte F. T. Marinetti, U. Boccioni und C. Carrà kennen, mit denen er 1910 das Manifest der futuristischen Malerei unterzeichnete. Russolo beteiligte sich an allen weiteren Manifesten, Aktionen und Ausstellungen der italienischen Futuristen. 1913 widmete er Ballila Pratella, dem Musiker der Gruppierung, das als Brief formulierte Manifest »L‘ arte dei rumori«, begann musikalische Forschungen und avancierte zum eigentlichen Musiker der Futuristen. Zusammen mit Ugo Piatti baute er eine Reihe verschiedener »intonarumori« (dt.: Geräuschtöner), die ab 1913 in Konzerten internationales Aufsehen erregten. 1915 trafen sich Strawinsky, Prokofjeff, Diaghilev und Massine in Marinettis Haus, um die neuartigen Instrumente zu begutachten. 1921 ließ sich Russolo das »rumoramonio« (dt.: Geräusch- harmonium) patentieren, 1925 ein enharmonisches Streichinstrument und 1931 ein enharmonisches Klavier. In der Folge Beschäftigung mit okkulten Wissenschaften, Niederschrift des philosophischen Werkes »Al di là della materia« (dt.: Jenseits der Materie) und 1942 Wiederaufnahme der Malerei.

Christopher Kriese - Folge deiner Dringlichkeit



John Cage - 4'33"



Nichts zu hören
John Cages »4’33’’« ist das einfachste Stück von allen: Komponierte Stille. Auftakt der neuen Serie "50 Klassiker der modernen Musik"
Am 29. August 1952 spielte der amerikanische Pianist David Tudor in New York die Uraufführung einer neuen Komposition. Er nahm am Flügel Platz, schloss den Klavierdeckel, harrte exakt 4 Minuten und 33 Sekunden an seinem Instrument aus und öffnete den Deckel wieder. Tudor spielte – nichts. Die Zuhörer reagierten mit Irritation, begannen zu tuscheln, verließen den Saal oder empörten sich. Manche wussten nicht einmal, dass sie überhaupt eine Komposition gehört hatten. Der Urheber des Stücks war John Cage. Er hatte mit etwas geschaffen, was es in der abendländischen Kunstmusik bis dahin noch nicht gab – komponierte Stille, das Schweigen als künstlerischer Akt, Musik als Nichtmusik.
Die Partitur von 4’33’’, die bei Edition Peters im Druck erschienen ist, besteht aus einen weißen Blatt Papier, auf dem dreimal das Wort tacet geschrieben steht. Cage hat sein Schweigestück in drei Sätze gegliedert. Der erste habe bei der Uraufführung 33 Sekunden gedauert, der zweite zwei Minuten und 40 Sekunden und der letzte eine Minute und 20 Sekunden, aber man könne das Werk auch in jeder anderen beliebigen Satzlänge aufführen, heißt es in einer Anmerkung. Und die Besetzungsvorschrift lautet: »Für jedes Instrument oder jede Kombination von Instrumenten.«
Natürlich wurde das Stück als Provokation empfunden. Der Zuhörer, der in einem Konzert Töne erwartet, wird sich bis heute bei einer Aufführung von 4’33’’ an die Stirn tippen und um die Musik betrogen fühlen. Dabei hat Cage es gar nicht provozierend gemeint. Das Werk hat für ihn einen öffnenden, die Wahrnehmung befreienden Charakter. Es folgt der einfachen Erkenntnis, dass überall, wo gehört wird, auch Musik ist. Und für Cage gehörten eben auch Geräusche, Alltagslärm, Zufallsklänge und Publikumsreaktionen zur Musik. Auf sie lenkt er die Aufmerksamkeit, indem er sich nichts als Schweigen wünscht und das, was währenddessen passiert, zum eigentlich Komponierten erklärt. In seiner Lecture on Nothing, die er zwei Jahre vor der Uraufführung von 4’33’’ gehalten hatte, schrieb Cage: »Struktur ohne Leben ist tot. Aber Leben ohne Struktur ist nicht wahrzunehmen. Pures Leben drückt sich in und durch Struktur aus.« Deshalb gab er dem Nichts einen Rahmen.
Cage hatte sich, bevor er das Stück komponierte, in einen schalltoten Raum im Keller der Harvard University einschließen lassen, um der Stille auf die Spur zu kommen. Aber er vernahm trotzdem etwas – den eigenen Herzschlag, die Geräusche des Blutkreislaufs und Frequenzen, die von seinem Nervensystem ausgingen. Die absolute Stille, folgerte er, kann es nicht geben. So ließ er das absichtslose Tönen der Welt in sein kompositorisches Schaffen hinein und durch die Stücke hindurch.
4’33’’ steht als stumme Botschaft für eine Zeit, in der man den Musikbegriff unbedingt erweitern will. In der Kunst sind Marcel Duchamps Readymades und die weißen Leinwände von Robert Rauschenberg nicht weit. Happenings und Aktionskunst haben Konjunktur. Und Cage ist über die Musik hinaus der große Anreger und Vordenker. Er träumt von herrschaftsfreien Klangbeziehungen, erwürfelt die Töne mit Hilfe von Zufallsoperationen nach dem chinesischen Orakelbuch I Ging, er reflektiert in seinen Werken den musikalischen Zeitbegriff, ist Postdadaist, Anarchist, Zen-Buddhist und Avantgardist in einem. Kein Zufall, dass Cage es war, der dieses einfachste aller denkbaren Musikstücke geschrieben hat, auf das natürlich sein berühmtes Zitat zutrifft: »Sie müssen es nicht für Musik halten, wenn dieser Ausdruck sie schockiert.«
Warum wird 4’33’’ eigentlich so selten aufgeführt, obwohl es doch gar nicht schwer zu spielen ist? Cage hat ein paar Jahre nach der Uraufführung erklärt, er benötige das Stück nicht mehr, da er in der Lage sei, es ständig zu hören. Davon sind wir heute weit entfernt.
aus: Die Zeit, 

Tristan Tzara - Dada Manifesto





Templiner Manifest

Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind mit wachsenden Anforderungen konfrontiert: durch steigende Studierendenzahlen, durch die Reform der Studiengänge, eine autonome Steuerung der Einrichtungen und die zunehmende Bedeutung der Drittmitteleinwerbung. Diesen Anforderungen müssen sich die Beschäftigten in der Wissenschaft stellen, ohne dass sie aufgabengerechte Bedingungen vorfinden. Befristete Arbeitsverträge und weitere Formen atypischer und prekärer Beschäftigung betreffen immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden selbstständige Forschung und Lehre und verlässliche berufliche Perspektiven verwehrt.

Doch gute Lehre und Forschung auf der einen Seite sowie gute Arbeitsbedingungen und berufliche Perspektiven auf der anderen sind zwei Seiten einer Medaille. Wir fordern daher Bund, Länder und Hochschulen zu einer Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung auf, die sich an den folgenden zehn Eckpunkten orientiert.



http://www.gew.de/Templiner_Manifest.html

Vernunft für die Welt


Platform 21 - Repair Manifesto


http://www.platform21.nl/page/4315/en