Aus der bis 1914 von Henry van den Velde geleiteten Großherzoglich Sächsischen Hochschule für bildende Kunst in Weimar wird durch die Bemühungen Gropius' 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar. Sofort nach seinem Amtsantritt als Bauhaus-Direktor veröffentlicht Gropius das Gründungsmanifest und ein detailliertes Programm in Form eines vierseitigen Flugblattes mit einem Holzschnitt von Lyonel Feininger. Als Lehrer (Meister) sind ab 1919 Feininger, Itten, Marcks, ab 1920 Klee, Muche, Schlemmer, ab 1922 Kandinsky, ab 1923 Moholy-Nagy tätig.
Schon bald nach der Gründung ist das Bauhaus starken Angriffen ausgesetzt: es wolle die Kunst zugunsten des Handwerks vernachlässigen; Linke herrschten vor. Ein Kommentar aus der Zeitschrift Der Ararat 1920: "Die Hetze gegen das Weimarer Bauhaus zählt ... zu den allerunerquicklichsten Erscheinungen. Widerlich vor allem, wie von den Gegnern des Systems Gropius künstlerische Anschauungen mit politischer Gesinnung vermengt werden. Ein politisch und künstlerisch reaktionäres Philistertum versucht hier sich schützend vor die morschen Institutionen und verbrauchten Ideen einer abgelebten Zeit zu stellen. Der Berliner >Arbeitsrat für Kunst< und der >Werkbund< haben in Kundgebungen gegen dieses schmähliche Treiben protestiert."
Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! Ihn zu schmücken war einst die vornehmste Aufgabe der bildenden Künste, sie waren unablösliche Bestandteile der großen Baukunst. Heute stehen sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der sie erst wieder erlöst werden können durch bewußtes Mit-und Ineinanderwirken aller Werkleute untereinander. Architekten, Maler und Bildhauer müssen die vielgliedrige Gestalt des Baues in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen und begreifen lernen, dann werden sich von selbst ihre Werke wieder mit architektonischem Geiste füllen, den sie in der Salonkunst verloren.
Die alten Kunstschulen vermochten diese Einheit nicht zu erzeugen, wie sollten sie auch, da Kunst nicht lehrbar ist. Sie müssen wieder in der Werkstatt aufgehen. Diese nur zeichnende und malende Welt der Musterzeichner und Kunstgewerbler muß endlich wieder eine bauende werden. Wenn der junge Mensch, der Liebe zur bildnerischen Tätigkeit in sich verspürt, wieder wie einst seine Bahn damit beginnt, ein Handwerk zu erlernen, so bleibt der unproduktive >Künstler< künftig nicht mehr zu unvollkommener Kunstübung verdammt, denn seine Fertigkeit bleibt nun dem Handwerk erhalten, wo er Vortreffliches zu leisten vermag.
Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! Denn es gibt keine >Kunst von Beruf <. Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers. Gnade des Himmels läßt in seltenen Lichtmomenten, die jenseits seines Wollens stehen, unbewußt Kunst aus dem Werk seiner Hand erblühen, die Grundlage des Werkmäßigen aber ist unerläßlich für jeden Künstler. Dort ist der Urquell des schöpferischen Gestaltens.
Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte! Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens.
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